Weil ich nachts nicht schlafen konnte…
04.02.2013
… schaltete ich die Programme des Fernsehers rauf und runter. Irgend wann, zu später Stunde, blieb ich auf einem bekannten Kanal hängen. Der Zuschauer durfte einen “Hundeflüsterer“ bei seinen Hausbesuchen begleiten. “Oh wie interessant ….“ dachte ich und war erfreut über die Ankündigung einer mir bis dato unkannten Methode namens: “tierorientierte Methode“. Zwei Fälle, mit übermäßigem Bellen als Problem, sollten gezeigt wedren.
Schon der erste Besuch verschlug mir die Sprache. Da wurde mit einer metallenen Kette geworfen?! Der Flüsterer schlug per Hand auf die Hundeschanuze ?! Ich traute meinen Augen nicht.
Das Mittel der Wahl des Hundeflüsterers war also die zum Teil sogar zielgerichtete Wurfkette und der Ratschlag: das jetzt jeden Tag fleißig zu üben?!
Nach getaner Arbeit verließ der Flüsterer dann das Haus der Kundin und hinterließ einen ganz offensichtlich zu tiefst verunsicherten und verängstigten Hund nebst Frauchen, die sich ab diesem Tag im Kettenwerfen schulten sollte.
Es folgte dann, ein paar Tage später, ein zweiter Besuch. Der Hund hatte laut Beschreibung immer noch nicht das gelernt, was Besitzerin erwartete und Flüsterer verlangte. Die Besitzerin beklagte den fehlenden Erfolg. Die Erklärung des Flüsterers? Er kritisierte die fehlende Disziplin des Frauchens.
Seine Lösung zur weiteren Vorgehensweise: „ weiter und öfter !! üben“. Erwartungsvoll und freudig zeigte die Hundebesitzerein dem Zuschauer die Kette in ihrer Hand. Extra gekauft. Und Frauchen zielte und warf, zielte und warf … . Der Hund verkroch sich mittlerweile unter einem Tisch (klar dokumentiert via Nahaufnahme) denn selbst seine Decke erschien ihm nicht mehr sicher … die Kette flog auch dort hin … mit Schwung.
„Was ist bloß mit Frauchen los ….“ dachte hier wohl nicht nur der verängstigte Hund. Es waren auch meine Gedanken. Und was für eine traurige Version eines “Hundeflüsterers“.
Wer heute mit „ ….. Liebe, Gewaltfreiheit, Lernen ohne Strafen und Vertrauen ohne Zweifel“ wirbt ( so tut es der obige Flüsterer) , der sollte nicht mit solchen Methoden arbeiten.
Das Bestreben eines Menschen sollte nicht die Überforderung der Anpassungsfähigkeit eines Hundes sein. Und ein Hund, der über die verwendeten Trainingsmethoden Ängste entwickelt, ist unumstritten überfordert. Diesem Tier dann ein noch intensiveres Training mit selbiger Methode zu „Gute“ kommen zu lassen beweist deutlich die Hilflosikeit und Unwissenheit des Anwenders. Auch scheint hier das Mitgefühl keine Rolle zu spielen.
Meine Bitte an alle Hundebesitzer/innen: sehen Sie bei solchen Sendungen genau hin, fühlen Sie hin! Wie reagiert der Hund auf die Trainingsmethoden? Was sehen Sie an seiner Körperhaltung, was in seinen Augen!? Sie können das erkennen!
Unser heutiges Wissen löst Lernmethoden ab die verbiegen, zwingen, nötigen und erschrecken. Diese Art der Erziehung hat nichts mit “flüstern“ oder gar mit Führungsqualität zu tun. Sie hat mit Angst zu tun.
Wir Menschen haben die Fähigkeit alles zu hinterfragen und zu reflektieren. Das können Hunde leider nicht!
Lassen Sie sich von keiner gut klingenden Bezeichnung blenden. Auch wenn selbstsicheres Auftreten und Redegewandtheit Ihnen etwas anderes signalisieren ( kleiner Tip: bei Fernsehübertragungen machen Sie einmal den Ton aus, oder halten sich die Ohren zu. Das hilft dabei, sich besser auf die optische Wahrnehmung zu konzentrieren.) Beobachten Sie den Hund. Er zeigt Ihnen meistens klar und deutlich die Auswirkungen der angewanten Methoden.
Grobe Methoden haben mit Unwissenheit, fehlendem Mitgefühl, Unsicherheit sprich: Hilflosigkeit zu tun. Züchtigen, austreiben, beherrschen und unterdrücken waren gängige Ansätze als man die Kommunikation der Hunde noch nicht erforscht hatte! Wir alle wissen das solche Beziehungen nicht selten aus der puren Angst der unterlegenen Kreatur bestanden. Und noch ein ganz klares Argument gegen diese Methoden.
Lernen setzt Wohlbefinden voraus!
Wir Menschen sind in der Lage, uns in die Sprache eines anderen Lebewesens ein zu arbeiten. Das bedarf natürlich einiger Anstrengungen. Ein uns fremdes Kommunikationssystem fällt nicht einfach so vom Himmel. Es muss erlernt wedren wie ein Handwerk, ein Instrument, eben: wie eine fremde Sprache.
Doch eines weiß selbst der Laie: in der Kommunikation der Hunde kommen weder Wurfketten noch zerrende Leinen vor. Hunde bewerfen sich nicht mit Gegenständen.
Wie geduldig, vielversprechend und doch irreführend und verschleiernd Worte sein können. Worte wie “Hundeflüsterer“ und “ tierorientiert.“
Seien Sie kritisch. Lehnen Sie solche Methoden ab. Es geht wirklich auch anders!